Ich hab in Physik aufgepasst: in einem abgeschlossenen System steigt die Unordnung an, wenn man nicht gegensteuert.
Ja, gut, es geht nicht in dem Sinne um Unordnung, sondern um Entropie.
Und so ein Haushalt ist auch kein abgeschlossenes System, sonst könnten wir ja nicht mal den Müll rausbringen.
Aber: aufräumen. Putzen. Wenn man das bleiben lässt, dann scheint dieser Satz aus der Thermodynamik nur allzu gut auch auf den Haushalt zu passen.
Dagegen sind Fokustage eine große Hilfe: dadurch wird nichts vergessen oder zu selten in den Fokus gerückt.
Am Ende gibt es eine kostenlose Vorlage, mit der du deine eigenen Fokustage planen kannst!

Das Chaos im Haushalt nimmt wirklich immer zu
Wenn man aufräum- und putztechnisch nichts tut (und natürlich trotzdem kocht, sich ab und an umzieht und die Dinge in der Wohnung nutzt), hat man irgendwann überall dreckiges Geschirr und dreckige Klamotten und keine sauberen mehr im Schrank und überall Zeugs rumliegen – die Unordnung nimmt immer weiter zu. Das ist eine simple Tatsache, über die man nicht groß nachdenken muss.

Es gibt ja wirklich Leute, die immer alles gleich wegräumen. Die ganz feste Routinen haben und sich immer daran halten. Bei denen man jederzeit hingehen und einen Fototermin für einen Inneneinrichtungs-Instagramaccount machen könnte.
Das fasziniert mich wirklich über die Maßen. Und gleichzeitig ist mir klar: ich bin nicht so. Und so werde ich nie sein. Ich werde das nie einfach automatisch können, quasi nebenbei.
Die Sache mit der Schokoriegel-Verpackung
Ein Beispiel, das mir heute noch nicht aus dem Kopf geht und mich nachhaltig fasziniert hat: als ich einmal mit einer neuen Arbeitskollegin in der Mittagspause einen kurzen Spaziergang gemacht habe, haben wir dabei beide einen Schokoriegel mitgenommen und den beim Gehen verdrückt.
Irgendwann guckte sie mich mitten im Gespräch ganz ungläubig an und blieb stehen, und ich blieb auch stehen und guckte ganz verwirrt zurück, sah mich um, was sie wohl meinen könnte. Aus meiner Sicht hatten wir uns ganz normal unterhalten. Ich fragte sie, was los sei.
„Warum hast du die Verpackung denn gerade in deine Jackentasche gesteckt?“ fragte sie und deutete auf den Mülleimer, an dem wir gerade vorbeigekommen waren und in den sie ihre Schokoriegel-Verpackung geworfen hatte. Ich steckte die Hand in die Tasche – tatsächlich, eine Schokoriegel-Verpackung. Ich nahm sie heraus und warf sie auch in den Müll. Und war fasziniert. Für mich war das ein totaler Automatismus. Ich hatte darüber nicht eine Sekunde nachgedacht, die Verpackung gar nicht bemerkt. Als wäre sie von selbst in meine Tasche gesprungen.

Natürlich habe ich nach diesem kleinen Erlebnis öfter mal versucht, auch auf sowas zu achten. Aber so bin ich wohl einfach nicht und werde es wohl auch nie sein. Ich muss meine Aufmerksamkeit sehr aktiv auf solche Kleinigkeiten richten, und dann fällt dafür hinten wieder was anderes runter, was aber höchtwahrscheinlich viel wichtiger war.
Solche Kleinigkeiten sind für sich genommen natürlich total unwichtig. Aber angenommen, ich esse am Tag 3 Schokoriegel und morgen nochmal… Kleinvieh macht halt auch Mist und das Zeug sammelt sich nach und nach. So ist es mit allen Sachen im Haushalt.
Und trotzdem will ich nicht im Chaos wohnen.
Das Problem an Chaos im Haushalt
Vielleicht geht das ja nicht jedem so. Aber für mich ist Chaos im Haushalt ein ziemliches Problem, weil es ist, als würden sich meine Gedanken und Pläne darin verheddern. Ich laufe mit einem Zettel aus der Schule in der Hand in die Küche und mache im Kopf einen Plan, was ich als nächstes damit tun werde – und dann steht da ein Wäschekorb voller Zeug (nicht mal Wäsche). Zack, bin ich verwirrt und irgendwie gestresst. Das gehört da alles gar nicht hin, und da sind Sachen drin, von denen ich nicht mal weiß, wo sie eigentlich hin gehören. Es ist quasi ein großer Stapel To Dos, der da einfach so im Weg steht.
Das ist auch wieder etwas, das sich wissenschaftlich belegen lässt: äußeres Chaos im Haushalt sorgt für inneres Chaos im Kopf. Und das nicht zu knapp. Das ist nicht nur Einbildung oder ein kleines bisschen nervig. Unordnung ist Stress.
Wir müssen aber Unordnung erst mal definieren.
Unordnung ist nicht für jeden dasselbe
Unordnung ist ja erst mal ein sehr subjektives Konzept.
Wenn da eine zusammengeknüllte Wolldecke auf dem Sofa liegt, finden manche das schon unordentlich und müssen die zusammenlegen, um sich wohlzufühlen, während andere den Anblick gemütlich finden. (Und dann gibt es Leute wie mich, bei denen das jedesmal anders ist.)
Subjektiv ist es auch deshalb, weil wir mit unterschiedlichen Sichtweisen rangehen können. Kommen in 10 Minuten Gäste? Dann sieht es ganz sicher viel unordentlicher aus, als wenn heute keiner zu Besuch kommt.
Das Unordnungsempfinden hängt auch davon ab, wie kreativ jemand ist.
Wie auch immer: ab einem gewissen individuellen Grad an Unordnung stresst sie uns. Messbar. Das hängt natürlich vom vorher bereits vorhandenen Stresslevel und von der Tagesform ab. Aber irgendwann ist es so weit.
Unordnung = Stress.
Wie helfen Fokustage gegen Chaos im Haushalt?
Irgend etwas wird meistens „zuviel“. Das ist bei jedem natürlich ein bisschen anders, was genau das ist. Ich z.B. brauche, um mich wirklich wohlzufühlen, freie Oberflächen. Mich stresst es total, wenn Tische vollgestellt sind, Kommoden überquellen oder in Bücherregalen noch was anderes steht außer Büchern. Und trotzdem scheinen sich diese Flächen immer wieder von ganz allein zu füllen.
Und dabei kenne ich natürlich Tipps wie „nie mit leeren Händen durch die Wohnung gehen“. Oder „Abends noch 15 Minuten aufräumen“. „Alles braucht seinen festen Platz“. Das setze ich auch alles mehr oder weniger um – aber es reicht nicht aus, um den Stress rauszunehmen und das Maß an Ordnung auf einem Level zu halten, dass ich damit ok bin und keinen Stress habe.

Wenn also z.B. alle Oberflächen immer zu voll mit Zeug sind, brauche ich genau dafür einen Fokustag.
Oder ein anderes Beispiel: zum Aufräumen (gerade am Abend) nutze ich gerne Behälter wie Körbe oder einen Wäschekorb. Da kommt alles rein, was nicht in den Raum gehört, in dem ich gerade aufräume. Das Prinzip ist eigentlich, den Behälter dann auch direkt auszuräumen und alles dorthin zu räumen, wo es hingehört. Aber im Alltag (und insbesondere Abends) klappt das nicht immer. Dann habe ich doch keine Zeit mehr, es kommt was dazwischen, bin zu kaputt oder ich vergesse es auch schlicht und einfach.

Damit nun diese vollen Behälter nicht ewig herumstehen, brauche ich einen Fokustag für Behälter. Der schließt auch gleich Rucksäcke und Taschen (auch Jackentaschen) mit ein. Wenn man das einmal die Woche in den Fokus rückt, ist es auch nicht viel Arbeit – es geht ja eher darum, es regelmäßig auf dem Schirm zu haben.
Mit Fokustagen hat man weniger Arbeit.
Genau das ist der Trick. Durch die Regelmäßigkeit einmal in der Woche dauert das alles überhaupt nicht lange. Nicht mal ich schaffe es innerhalb einer Woche, so viele Behälter zu füllen oder meinen Rucksack so vollzustopfen, dass ich Stunden brauchen würde, um alles wieder aufzuräumen.
Was mache ich, wenn es für meinen Fokus viel zu viel Arbeit gibt? Zeitlimits setzen
Angenommen, ich fange gerade erst an mit Fokustagen, oder habe eine längere Pause gemacht, und es stehen wirklich alle Oberflächen voll mit irgendwelchem Zeug, das da gar nicht hingehört. Und es ist jetzt so viel geworden, dass ich es gar nicht an diesem einen Tag schaffen kann.
Dann ist das überhaupt kein Problem.
Der wichtige Punkt ist hier wirklich nur die Regelmäßigkeit.
Ab sofort werde ich mich jede Woche am Mittwoch (Oberflächen-Fokustag ist bei mir Mittwoch, das ist natürlich jedem selbst überlassen) um die Oberflächen kümmern, sie leer räumen und wischen. Auch und gerade solche, die nicht oft aufgeräumt und gewischt werden.
Und damit ich nicht frustriert oder gar verzweifelt bin, versuche ich gar nicht erst, das an einem Tag zu schaffen, was man gar nicht an einem Tag schaffen kann.
Man muss ja immer im Blick haben: der normale Alltag hört im Hintergrund nicht auf. Es muss ja trotzdem weiter zu Terminen gegangen werden, gearbeitet, gekocht, Geschirr abgeräumt und gewaschen, irgendwo bestimmt gesaugt und sowieso aufgeräumt werden etc. An den Fokustagen hat man nicht auf magische Weise weniger restlichen Haushalt oder mehr Zeit.
Deshalb setze ich mir ein Zeitlimit. Wenn ich das jede Woche durchziehe, kommt so ganz von selbst nach und nach eine Ordnung rein, die sich dann auch wie von selbst hält.
Wie viel Zeit reicht für so einen Fokus?
15 Minuten. Oder 2x 15 Minuten, je nach Woche und je nachdem, was so los war.
Mehr ist es nicht, und um mehr geht es auch nicht.
Wenn ich wirklich jede Woche Mittwochs durch die Wohnung fege und alle Oberflächen freiräume, reichen 15 Minuten. Wenn ich jeden Sonntag alle Behälter ausräume und alle Jackentaschen, reichen 15 Minuten.
Wenn es wirklich sehr schlimm geworden ist mit der Unordnung, weil ich vielleicht mal eine oder 2 Wochen ausgesetzt habe, mache ich 25 Minuten.
Das Tolle an den 15 Minuten ist, dass man irgendwie gar keine Ausrede hat, das nicht zu machen. Und es ist jedesmal wieder erstaunlich, was man alles schafft, wenn man wirklich nur 15 Minuten Zeit hat und sich einen Wecker stellt.
Bonus: weniger Stress
Der Stress reduziert sich allein deshalb, weil ich weiß, dass bald wieder Mittwoch ist.
Wenn heute ein super stressiger Montag ist und ich dann auch noch den vollgestellten Küchentisch sehe, aber außer ein paar wenigen Handgriffen aus Zeit- oder Energiemangel nicht viel zu einem besseren Zustand beitragen kann, dann nimmt allein das Wissen, dass der Tisch spätestens Mittwoch wieder super aussehen wird, unheimlich viel Stress und Druck raus. Dadurch fällt es mir sogar leichter, vielleicht heute noch ein bisschen mehr wegzuräumen. Weil es in der Summe nicht mehr so überwältigend ist. Plus: je mehr ich jetzt wegräume, desto mehr schaffe ich in meinen 15 Minuten am Mittwoch.
Wie gesagt, ich weiß, dass das für manche Leute völlig unverständlich ist, für die passiert sowas einfach nebenbei, die denken gar nicht darüber nach, dass man Sachen wegräumen muss. Die machen das einfach.
Welche Fokustage mache ich?
Kommen wir jetzt dazu, welche Fokustage ich so habe. Bei mir sind es insgesamt tatsächlich 7, also für jeden Wochentag einen – damit komme ich bisher gut aus und da es nur 15 Minuten pro Tag sind, brauche ich natürlich auch keinen Tag Pause.
Hier ist mein „Stundenplan“ für die Fokustage:

Schauen wir uns mal im Einzelnen an, was genau das bedeutet und warum ich die an den bestimmten Wochentagen mache.
Montag: Fußböden
Viele Leute machen die Fußböden glaube ich am Wochenende sauber. Ich mache das Montag, weil es dann für mich irgendwie ein guter Wochenstart ist – wenn die Fußböden gerade frisch gesaugt und gewischt sind (und vor allem mal richtig aufgeräumt), fühl ich mich irgendwie gleich produktiver.
Die restliche Woche wird bei Bedarf gefegt und gestaubsaugt, aber ich wische tatsächlich nur am Montag.
Dienstag: Wäsche
Nur einmal in der Woche Wäsche? Dafür sind wir zu viele Personen. Mit Kindern und körperlich arbeitenden Menschen (und dementsprechend schmutzigen Klamotten) nicht wirklich machbar.
Dennoch mache ich einen Wäsche-Fokustag, und zwar für alles, was nicht zum Standard „Schmutzwäsche zur Waschmaschine bringen, waschen, trocknen und wieder in den Schrank legen“ gehört.
Erstens gehört dazu, dass meistens noch irgendwo ein voller Wäschekorb mit wunderbar sauberer, gefalteter Wäsche herumsteht – der wird ausgeräumt. Außerdem wird Bettwäsche gewechselt: da ich finde, dass man die nicht bei jedem Bett jede Woche wechseln muss, habe ich nicht jede Woche Unmengen davon, sondern immer nur ein bisschen. Das macht es einfacher. Außerdem werden jede Woche alle Handtücher gewechselt. Auch so etwas, das ich ohne Fokustag dafür gerne mal vergesse. Aber nach spätestens einer Woche müssen die wirklich mal durchgetauscht werden.
Mittwoch: Oberflächen
Dazu habe ich ja weiter oben schon viel gesagt. Hier gehe ich einmal durch die ganze Wohnung und räume alles weg, was nicht dort steht, wo es hingehört. Meistens werfe ich alles nur schnell in einen Korb. Entweder räume ich den gleich auf, oder spätestens am Sonntag. Gerade durch das Nutzen eines Korbs geht die Sache super schnell und ich schaffe es auch noch, über die meisten Oberflächen kurz drüber zu wischen.
Donnerstag: Badezimmer
Hier heißt es Klos und Waschbecken putzen. Sollte ich das die restliche Woche nicht geschafft haben, findet es hier auf jeden Fall statt.
Freitag: Papierkram
Rechnungen einmal die Woche zahlen reicht meistens aus, denn viel wird ja sowieso abgebucht und fällt gar nicht erst als Rechnung an. Freitag schaue ich nochmal die Post durch und prüfe, ob was übersehen wurde oder liegen geblieben ist und zahle die angefallenen Rechnungen.
Samstag: Vorräte / Kühlschrank
Meistens geht es hier um den Kühlschrank. Was muss dringend weg und welches Fach müsste mal wieder gewischt werden. Wenn ich noch Zeit und Lust habe, gucke ich auch noch ein bisschen Vorräte durch, was da als nächstes verarbeitet werden sollte oder was schon abgelaufen ist.
Sonntag: Behälter und Taschen
Sonntags schaue ich dann die erwähnten Behälter wie Körbe, die ich zum Aufräumen genutzt habe und noch nicht ausgeräumt habe, durch. Auch Jackentaschen kurz ausleeren und den Rucksack durchsehen.
Kostenlose Vorlage für deine Fokustage
Im Shop gibt es zwei kostenlose Vorlagen für deine eigenen Fokustage: entweder für die ganze Woche von Montag bis Sonntag – oder nur für die Arbeitswoche von Montag bis Freitag. Hier trägst du deinen Titel für den Tag ein (z.B. „Wäsche“), notierst ein paar Infos dazu, was genau getan werden soll und legst unten ein Zeitfenster fest.
Kostenlose Vorlage: Fokustage für mehr Ordnung im Haushalt
Kein Mehrwertsteuerausweis, da Kleinunternehmer nach §19 (1) UStG.
Noch mehr Fokustage & Fazit
Ich könnte mir auch vorstellen, dass das Ganze gut in einem 2wöchigen Rhytmus funktionieren würde und man dann noch Themen wie Selfcare, Regalfächer sortieren, Staub wischen o.ä. mit reinnehmen könnte. Vor allem Dinge, die auch 2 Wochen warten können, falls man vorher nicht dazu kommt.
Vor allem geht es jedoch darum, dass alltägliche Kreisläufe „ihren“ Tag haben.
Damit ist nicht gemeint, dass das alles an den anderen 6 Wochentagen gar nicht gemacht wird oder nicht wichtig ist. Eigentlich möchte ich ja jeden Tag saubere Fußböden oder freie Oberflächen haben.
Aber ich arbeite Vollzeit, habe Kinder, diese Webseite, Freunde und Hobbys, und mir fehlt auch irgendein Wahrnehmungsorgan fürs Sachen wegräumen. Es fällt mir erst auf, wenn schon alles vollsteht. Vorher bin ich mit dem Kopf woanders. Ich muss mich bewusst darauf konzentrieren, und dabei hilft es ungemein, jedem Tag einfach ein kleines Motto zu geben.
Wenn ich dann doch schon Samstags die Fußböden saubermache und am Montag gar nichts weiter zu tun habe in der Fokuszeit, weil alles noch glänzt, kann ich mich trotzdem umgucken – es gibt ja auch noch andere Fußboden-Themen! Liegt der Teppich da nicht total doof? Muss ich nicht jedesmal um diesen Hocker herumsaugen, das ist doch Quatsch, den könnte ich doch woanders hinstellen?
Ich mag es einfach ungemein, wenn diese Haushaltsthemen ihre Zeit haben – das bedeutet nämlich, dass ich sie zu anderer Zeit auch einfach mal vergessen kann. Das dient dazu, den Kopf freizuhalten.
Und sich den Kopf freizuhalten, ist immer für irgendwas gut!
Bildquellen
Schokoriegel-Verpackung: Bild von topntp26 auf Freepik
Leerer Küchentisch: Bild von nuraghies auf Freepik
Voller Wäschekorb: Bild von fabrikasimf auf Freepik
Dreckiges Geschirr: Bild von freepik